Archäologie - sind das nicht die mit den Dinos? 

17.08.2021

"Archaeologists Don´t Do Dinosaurs!" sang Marc Barkman-Astles bereits 2011 auf seinem sehr empfehlenswerten Youtube-Kanal "Archaeosoup". Das musste auch endlich mal gesagt werden. Wirklich.

Also Dinos nicht, dass machen die Kollegen aus der Paläo, aber was tun Archäologen dann so den ganzen Tag? Ein Blick in die Popkultur sagt uns: Alles klar, die schwingen den halben Tag auf halsbrecherischen Parcours durch den Urwald, schlagen sich mit bösen Jungs und Mädchen und stauben dabei diverse Schätze ab. Jeder der darauf hofft, den muss ich leider enttäuschen.  Im Studium wurden die Fähigkeiten "böse Jungs erschießen" und "von Ast zu Ast schwingen" leider genauso schmählich vernachlässigt wie der Umgang mit der Peitsche oder das Entschärfen extrem gefährlicher antiker Fallen. Tatsächlich standen menschliche Kulturen klar im Vordergrund: Die Vergangenheit- das "wo kommen wir her?" und "wie haben wir den Weg bis hierher so geschafft?"

Also klar, Pyramiden und Römer, klar, da war ja noch was, ganz kurz nach den Dinos, aber hier? "Da arbeitestet du dann später sicher viel im Ausland oder?" Nö, also klar, kann man auch und ist sicher auch sehr spannend, aber nö, auch als Archäologe muss man nicht zwingend das Land verlassen um irgendwo nach versunkenen Tempeln zu suchen. 

Tatsächlich kann man als Archäologe überall da arbeiten, wo heute Menschen leben und tatsächlich sogar an einigen Orten an denen das Leben für Menschen heute nicht mehr möglich ist, weil einstmals fruchtbare Flächen sich in wüste Einöden verwandelt haben. Schon in der Steinzeit hat der Homo Sapiens beinahe jeden Teil der Welt erobert und besiedelt - egal ob die entlegenen Inseln der Fidjis oder die arktischen Steppen Nordamerikas, der Mensch erwies sich schon bei seinem Erscheinen als Wandervogel, immer angetrieben von der Neugierde was wohl hinter dem nächsten Horizont lag.

Und tatsächlich untersuchen Archäolgen natürlich auch die frühen Menschen, den Neanderthaler, den Denisova-Menschen, den Peking-Menschen, Homo Habilis und und und. Aber so genau soll das hier jetzt gar nicht aufgedröselt werden, erstmal will ich die Frage beantworten was Archäologen eigentlich so tun.

Kurz und knapp könnte man sagen:

"Archäologen versuchen herauszufinden wie der Mensch von heute wurde, was er ist."

Und das tun Archäologen unter so unsagbar vielen Gesichtspunkten, im ganz Kleinen wie im ganz Großen, vom Microlithen (einem sehr sehr kleinen Steinwerkzeug) bis hin zu der Gestaltung ganzer Landschaften gibt es quasi nichts was vor unserer Neugier sicher ist. Wir versuchen große Entwicklungslinien zu zeichnen und zu verstehen, wie wir die Welt verändert haben und wie die Welt uns geformt hat. Dazu graben wir wortwörtlich im Feld, untersuchen Boden- und DNA-Proben in Laboren, zählen Baumringe und streiten uns intensiv ob diese Erdschicht nun vielleicht doch eine Idee dunkler ist als die andere, erstellen unglaublich detaillierte chronologische Reihen, die zeigen sollen, wie die Form eines Topfes sich im Laufe der Zeit verändert hat und und und.

Und wozu das Ganze? Also wozu wollen wir das heute noch wissen? Nun, für das Studium der Geschichte gibt es zahlreiche Gründe, aber der Wichtigste ist wohl der, dass man viel besser abschätzen kann wohin man geht, wenn man weiß, woher man kommt. Vielleicht - hoffentlich - kann das Wissen um unsere Geschichte uns helfen uns als Spezies besser zu verstehen und so immerhin ein paar Fehler nicht zu wiederholen und Strukturen so zu entwickeln, dass sie uns viel besser entsprechen.

Und hey, es macht auch einfach unfassbar Spaß. Archäologin sein bedeutet für mich fremde Welten zu entdecken und, zumindest im Geiste, ganz neue Kulturen zu erkunden.

Was Archäologen übrigens auch nicht tun ist Schätze suchen, aber dazu beim nächsten Mal mehr. ;)

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